[Rezension] – Fire & Frost


Fire and Frost – Elly Blake

Rezensionsexemplar LovelyBooks und Ravensburger Buchverlag

★★★☆☆+


[Betreffende Absatze sind mit Spoiler gekennzeichnet]


Inhalt


Ruby ist eine der wenigen verbliebenen Firebloods im Reich des Frostkönigs. Als ihre Gabe von den feindlichen Soldaten aufgespürt und ihre Mutter getötet wird, sperren sie Ruby ein. Aus dem Gefängnis kann sie nur mit Hilfe zweier Fremden entkommen, die zu ihrem Erstaunen die Gabe des Eises besitzen. Einer von ihnen ist Arcus, ein mysteriöser junger Mann, der sein Gesicht stets unter einer Kapuze verbirgt und sich sehr abweisend und – passend zu seiner Gabe – frostig gegenüber Ruby verhält.
In einer abgelegenen Abtei wird Ruby in einen rebellischen Plan eingeweiht, der das Schicksal des ganzen Landes bestimmen könnte. Während sie lernen soll, ihre Gabe zu kontrollieren, treffen ihr Feuer und Arcus‘ Eis immer wieder aufbrausend aufeinander. Ganz kalt lässt er sie aber doch nicht und auch er scheint mit der Zeit immer weniger vor ihrem Feuer zurückzuschrecken…

(Spoiler)

Nach einem Verrat landet Ruby erneut in einem Kerker, dieses Mal direkt im Schloss des Frostkönigs Rasmus. Arenakämpfe, in denen es um Leben und Tod geht, warten auf Ruby, ein von Finsternis besessener Rasmus und auch der Mörder ihrer Mutter sind im Palast anzutreffen. Nachdem sie mehrere Kämpfe gewinnen und das Interesse des Königs gewinnen kann, taucht Arcus unerwartet wieder auf und offenbart seine wahre Identität. Im Thronsaal kommt es schließlich zum Showdown, bei dem Ruby den von Finsternis besessenen Thron des Frostkönigs zerstören soll…

Charaktere (Spoiler)


Ruby und Arcus sind entsprechend ihrer Gaben sehr temperamentvolle feurige bzw. abweisend kühle/rationale Charaktere und spiegeln damit gut diese zentralen Themen des Buches wieder. Auch führt dieser Unterscheid zu viel Konfliktpotential, andererseits bietet es aber auch Entwicklungspotential, da sie sich gegenseitig herausfordern und in einigen Angelegenheiten ergänzen.

Mich persönlich hat ihre Sprunghaftigkeit öfter gestört, die nicht an ihrem Alter oder ihren Charakteren begründet liegt, sondern an der Art und Weise, wie die Story konstruiert und wiedergegeben wird (dazu aber mehr im nächsten Unterpunkt). Ruby und Arcus waren mir anfangs auch eher unsympathisch, was sich mit der Zeit etwas zum Positiven entwickelt hat, aber so richtig identifizieren, mitfühlen oder sympathisieren konnte ich bis zum Schuss leider nicht wirklich. Auch die Chemie zwischen den beiden verspricht von der genannten Thematik ausgehen mehr Potential, als dann wirklich stattfindet oder im Handlungsverlauf nachvollziehbar wäre. Es gab schon einige „romantische“ Augenblicke, die aber mehr oder weniger kitschig, überzogen oder einfach unglaubwürdig bzw. gestellt rüberkommen (auch dazu mehr im nächsten Unterpunkt).

Die Mönche in der Abtei bleiben größten Teils Unbekannte, nicht greifbare Personen. Bruder Thistle ist ein guter Mentor, spielt zum Ende hin aber plötzlich kaum eine Rolle mehr.

König Rasmus empfand ich als einen faszinierender Charakter, der durchaus seinen Charme und viel Potential hat. Er ähnelt damit auch anderen bekannten Antagonisten, aber bei ihm konnte man viel mehr „Leben“ und Präsenz beim Lesen spüren. Da er sehr schnell stirbt, wird der Rest der Reihe aber nicht mehr viel davon haben haha
Dass er sich zwischendurch so stark zu Ruby hingezogen fühlt und gleich mit 120% auf sie zugeht, hätte vielleicht auch etwas mehr Spielraum zum Ausbauen gebraucht, aber es kann auch sein, dass die Finsternis da einfach nur ihre Fingern im Spiel haben sollte.

Marella, eine Dame des Hofes, ist einerseits eine hilfsbereite Bekanntschaft für Ruby, bleibt aber auch eher flacher und so ganz ist ihre eigene Agenda auch nicht nachzuvollziehen. Entweder verheimlicht sie noch einiges (was in den nächsten Bänden eine Rolle spielen wird), oder sie ist einfach „nett“ und eine weibliche Nebenfigur, die einfach noch mit aufs Schachbrett sollte.


Schreibstil


Hier kommen wir meiner Meinung nach zum größten Manko des Buches. Es lässt sich durchaus flüssig lesen und ist auch unterhaltend, aber trotzdem finde ich vieles sehr vorhersehbar (Arcus Herkunft, seine Rolle und seine Maskerade, den wahren Brandstifter…). Es ist weniger die Art der Geschichte oder die Charaktere an sich, sondern WIE der Autor durch die Geschehnisse rennt. Ich finde es an Büchern am wichtigsten, dass sie Charaktere und einen Plot zeigen, der durch alle äußeren Umstände glaubhaft und nachvollziehbar ist, hier kommt es mir aber an sehr vielen (nicht nur einzelnen) Stellen so vor, dass der Autor als Außenstehender alles konstruiert und nach seinem Willen formt. Leider habe ich fast in jedem Kapitel solche Erfahrungen gemacht. Natürlich ist es bei allen Büchern so, dass der Autor die Fäden in der Hand hat, aber hier fällt es sehr auf und das liegt daran, dass die Charakterentwicklung, besonders emotionale Bindungen und das Fortschreiten der Handlung zu schnell passieren und je nachdem, was gerade passieren SOLLTE, daran angepasst werden. Das wird noch einmal verstärkt, indem Ruby und Arcus auf diese Weise zu sprunghaften Handlungen gezwungen sind. Ich verstehe, dass beide durch Gefühle stark geleitet sind und das auch durch das Hin und Her widergespiegelt werden soll, aber dennoch wirken einige Sachen, die sie sagen und machen wie vorgelegte Theaterrollen und deshalb weniger glaubhaft. ich finde das total schade, weil es der Geschichte den Charme entzieht, den sie sonst haben könnte. Schließlich lebt eine Geschichte von ihren Charakteren. Da heißt nicht, dass das Lesen des Buches nicht unterhaltend sein kann oder ein bisschen "Kitsch" und romantische Szenen fehlen sollten, sondern einfach, dass es im Vergleich zu vielen anderen Fantasy Romanen SEHR große qualitative Unterschiede in der Konstruktion der Story zeigt. Das macht es bisher keinesfalls ganz schlecht, aber im Vergleich doch eher schwächer.
Diese Auffassung hat sich auch bis zum Ende des Buches hin gehalten und mir ab und zu ein verzweifeltes Lächeln auf die Lippen gezaubert, weil eine Aussagen weiterhin so fehl am Platz oder willkürlich waren, dass ich mir nie vorstellen könnte, dass die Figuren sie von sich aus genau an der Stelle, in der vorhandenen Situation sagen würden.

Fazit


Ein durchwachsener, wenig origineller Fantasyroman, der viele Parallelen zu anderen Fantasybüchern der Altersklasse hat. Zu nennen wären hier u.a. Die Rote Königin, This Savage Song, Die vier Farben der Magie und in kleineren Aspekten auch Throne of Glass. Die Vergleiche sind in dem Fall schlecht für das Buch, weil es mit deren Qualität und Erlebniswelt einfach nicht mithalten kann.

Dennoch kann er durchaus unterhaltend sein, wenn man von den v.a. Schreibstil und Konstruktion betreffenden Schwächen absieht, die an vielen Stellen auffallen und der Handlung sowie den Charakteren leider ihre Eigendynamik und ihren Charme nehmen. Der Autor ist zu sehr als Drahtzieher hinter allem spürbar, was einige Stellen unglaubhaft, überzogen oder nicht authentisch wirken lässt. Zudem waren mir die Überraschungseffekte der Plots von Anfang an zu vorhersehbar und haben deshalb in der Endhälfte nicht überzeugen können.

Positiv sind mir die deutsche Übersetzung in Erinnerung geblieben sowie die unglaublich schöne Einbandgestaltung des Ravensburger Buchverlags. Bei der Übersetzung fand ich es v.a. angenehm, dass die original Eigennamen „Frostblood“ und „Fireblood“ sowohl beim Titel als auch in der Geschichte übernommen worden sind.

Aus diesen Gründen gibt es von mir gute 3 Sterne für ein Jugendbuch, dass durchaus unterhaltend ist, aber auch einige deutliche Schwächen aufweist.



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