Dream Again [Rezension]


Dream Again – Mona Kasten




[Rezensionsexemplar] 
★ ★ ★ ★ ★

VERLAG: LYX
SEITENZAHL: 480
PREIS 12,90 €
ISBN: 9783736311879


Inhalt

Sie haben den Glauben an ihr Glück verloren – doch gemeinsam lernen sie wieder zu träumen.

Jude Livingston ist am Boden zerstört: Ihr großer Traum, als erfolgreiche Schauspielerin in L.A. durchzustarten, ist geplatzt. Ohne Job und ohne Geld bleibt ihr keine andere Wahl, als zu ihrem Bruder nach Woodshill zu ziehen - und damit auch in die WG ihres Ex-Freundes Blake Andrews. Schnell merkt Jude, dass aus dem humorvollen Jungen von damals ein gebrochener Mann geworden ist, der ihr die Trennung nie verziehen hat. Doch die Anziehungskraft zwischen ihnen ist heftiger als je zuvor. Und schon bald müssen sich Jude und Blake fragen, ob sie bereit sind, ihre Herzen erneut zu riskieren ...


Meine Meinung [Spoiler]


Monas Schreibstil führt einen wie eh und je sanft und mit einer Leichtigkeit durch die Geschichte, dass die Seiten nur so dahin zu fliegen scheinen. Jude und Blakes Geschichte nahm mich von Anfang an gefangen, was sich mir schon in der Leseprobe des ersten Kapitels in Hope Again gezeigt hatte.

Am leichtesten ist es deshalb, wenn ich noch einmal zurückblicke: Wer Hope Again schon gelesen hat, kennt natürlich auch Blake Andrews, der sich zunehmend zum heimlichen Star der letzten Geschichte entwickelte, obwohl er ursprünglich „nur“ als Nebencharakter eingeplant gewesen war. Blake, der Topstar des Woodshill-Basketball-Teams, brachte so viel Frische, Humor und Sympathie hinein, während er sich mit Everly anfreundete. Dann kam sein Sportunfall – und zack – verwandelte sich dieser lebensfrohe junge Mann kurz vor seinem Karrierestart in einen unausgeglichenen, unglücklichen, nachtragenden Schatten seiner Selbst. Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, steht plötzlich auch noch seine Ex-Freundin Jude Livingston vor der Tür. Damit wären wir wieder in Dream Again.

Das Buch hebt sich von den anderen Büchern der Reihe vor allem dadurch ab, dass Jude und Blake keine Unbekannten füreinander sind. Sie kennen sich seit Kindertagen und waren mehrere Jahre ein Paar, bevor Jude in L.A. aus heiterem Himmel einen Schlussstrich in der Beziehung zog. Nun stehen sie an einem jeweils neuen Scheideweg in ihrem Leben und treffen an diesem Tiefpunkt wieder aufeinander. Beide hoffnungslos, innerlich zerrissen, unsicher, was einstige Träume und Zukunftspläne angeht und nun auch noch mit etwas konfrontiert, dem beide seit ihrer Trennung anscheinend nicht entkommen konnten: der Sehnsucht zueinander.

Diese in der Vergangenheit entsprungene Verbindung lässt kein erstes, aufregendes Kennenlernen zu, keine ersten zarten Berührungen und auch keine umherfliegenden Funken. Stattdessen steht etwas anderes im Vordergrund: Schmerz. Er prägt ihren Umgang miteinander, welcher gerade zu Beginn eher Tränen hervorruft als Herzklopfen. Genau das hat das Buch meiner Meinung nach so authentisch und auf seine eigene Weise wunderschön gemacht. Es ging um eine neue Art der Annäherung, um eine, die viel gehaltvoller und auch zerbrechlicher ist. Beide müssen das Vertrauen des jeweils anderen zurückgewinnen – und nicht nur das, sondern auch das Vertrauen in sich selbst.

Trotz der fehlenden Kennenlenphase war es emotional, es war berührend und das unterschwellige Prickeln zwischen den beiden war stetig spürbar. Blake und Jude ließen mich von Anfang an tief mit ihnen mitempfinden. Beide machen Fehler, beide sind nicht perfekt und gerade Blake reagiert oft sehr impulsiv und manchmal deshalb verletzend. Gleichzeitig offenbart genau das aber auch seine tiefe Gefühlswelt und die Stellung, die Jude in seinem Herzen einnimmt. So erkennt man die ganze Zeit über, dass die beiden ohne einander einfach nicht sein können, auch wenn sie sich dem jeweils anderen erst wieder öffnen müssen.

Typisch für das New Adult Genre nimmt die Dramatik zum Ende hin durch die Aufarbeitung von Judes eigenen Dämonen zu. Daher empfand ich eine kurze Spanne vor dem Schluss etwas schwächer als den Rest des Buches. Im Gesamteindruck hat das der Geschichte aber keinen Abbruch getan. Ich habe es durchweg geliebt, über Blake und Jude zu lesen, über Judes Bruder Ezra, über ihre Freundschaft zu Scott und natürlich auch die anderen bekannten Gesichter während kleiner Cameo-Auftritte wiederzusehen.

Dream Again ist eine Geschichte, die zeigt, dass es Mut braucht, sich der Vergangenheit, aber auch der Zukunft zu stellen und das es Mut erfordert, den eigenen Träumen nachzugehen, sowie die Träume von geliebten Menschen zu unterstützen.



Fazit

#backtowoodswill Es fällt mir wieder einmal sehr schwer, nun Abschied von Woodshill nehmen zu müssen. Woodshill ist ein fiktiver Ort, an den ich immer wieder gerne zurückdenken und zurückkommen werde, der mich in seine wohlig warme Umarmung nimmt und mich danach glücklich weiterziehen lässt. 

„Dream Again“ hat sich durch seine beiden wundervollen und sympathischen Hauptcharakteren sehr schnell in mein Leseherz geschlichen und den fünften Band der Rehe (neben Begin Again) zu meinem liebsten aufsteigen lassen. Ich habe das Buch von Anfang bis Ende genossen und sowohl mit Blake als auch Jude mitgefühlt (an vielen Stellen auch mitgelitten). Der Epilog hat sehr gut all die positiven Emotionen, die die ganze Reihe in mir ausgelöst hat, als Szene widergespiegelt und ich kann mir ganzem Herzen eine sehr große Leseempfehlung aussprechen. 5/5 ★



7 – Das erste Buch des Spiels [Rezension]


7 – Rose Snow 


★★★★☆+
Rezensionsexemplar



Zur zeitlichen Einordnung


7 – Wie es begann (Der Anfang des Spiels)

11 – Die Gezeichneten (Das erste Buch der Sterne)
11 – Die Gezeichneten (Das zweite Buch der Sterne)
11 – Die Gezeichneten (Das dritte Buch der Sterne)

7 – Das erste Buch des Spiels
7 – Das zweite Buch des Spiels

Ich kenne die Reihe der Gezeichneten noch nicht. 7 kann aber ohne Schwierigkeiten ohne dieses Vorwissen gelesen werden. Es sollte nur daran gedacht werden, dass einige Charaktere aus 7 auch schon in 11 vorkamen und man daher bei einigen Ausgängen von 11 gespoilert wird. Mich hat die Vorgeschichte und Phoebe als Protagonistin direkt so überzeugt, dass ich ihre restliche Story im Anschluss lesen weiterlesen wollte. Die Neugier und Lust auf 11 hat mir das allerdings nicht genommen, ich würde mich jetzt sogar noch mehr freuen Charaktere wie Collin und Flynn dort wieder "anzutreffen".



7 – Wie es begann (Der Anfang des Spiels)


Hier geht es zur Vorgeschichte.

Taschenbuch: 116 Seiten
Verlag: Independently published (21. Dezember 2019)
ISBN-13: 978-1679080173
Größe und/oder Gewicht: 14 x 0,7 x 21 cm


Inhalt:
In einem Sommercamp für Jugendliche mit mentalen Fähigkeiten muss sich Phoebe gegenüber einigen Altersgenossen behaupten, wenn sie ein Empfehlungsschreiben für eine der vier magischen Eliteunis an der Northside, Eastside, Southside oder Westside erhalten möchte. Die Fähigkeiten der anderen sind sowohl im Gedankenlesen, in der Telekinese als auch in der Elementarmagie schon weiter ausgeprägt als ihre eigenen. Außerdem wird ihre Anwesenheit nicht von allen wohlwollend betrachtet. Der Grund dafür liegt in einem grausamen Zwischenfall vor mehreren Jahrzehnten, bei dem ihre Großmutter als einzige Überlebende herausgegangen ist, während alle anderen Anwesenden starben. Aus dem Nichts taucht ein mysteriöses Kartenspiel bei ihr auf und eine Stimme in ihrem Kopf, die sie zum Spielen auffordert…



7 – Das erste Buch des Spiels


Hier geht es zum ersten Buch des Spiels.

Taschenbuch: 325 Seiten
Verlag: Independently published (21. Dezember 2019)
ISBN-13: 978-1678975845
Größe und/oder Gewicht: 14 x 2,1 x 21 cm

Inhalt

Spiel mit uns! Eine magische Universität im hohen Norden. Ein traumhaftes Schloss. Und ein Geheimnis, das seinen Ursprung im Eis hat ...Ihren ersten Tag an der Northside University hat sich Phoebe Jackson definitiv anders vorgestellt: Plötzlich ist sie nicht nur in ihrem persönlichen Wintermärchen gelandet, wo Magie und Gedankenlesen an der Tagesordnung stehen, sondern wird auch noch mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Denn ausgerechnet hier trifft sie wieder auf den umschwärmten Flynn und den charismatischen Collin, die sie seit den tragischen Ereignissen des Sommercamps vor vier Jahren nicht mehr gesehen hat. Als wäre das nicht schon genug, scheint auch noch ein viel älterer Teil der Vergangenheit zum Leben zu erwachen und Phoebe in ein gefährliches Katz-und-Maus-Spiel zu ziehen …


Meine Meinung [leichte Spoiler]

Durch die Vorgeschichte abgeholt und bereits mitten in die magische Welt und Phoebes PoV eingeführt, war ich auch sofort im ersten Buch des magischen Spiels drin. Erstaunt hatte mich der doch große Zeitunterschied zwischen Vorgeschichte und Hauptstory, was vermutlich auch der Reihe der Gezeichneten geschuldet ist. Dieser Umstand hat sich aber sehr schnell als positiver Nebeneffekt herausgestellt. Phoebe und die bereits bekannten Charaktere sind im besten Collegealter und man spürt, dass sie etwas reifer sind. Die daraus veränderte Gruppendynamik hat mir ähnlich wie bei 19 unheimlich zugesagt. Phoebe ist mir sowieso von Anfang an sympathisch gewesen. Sie ist jetzt etwas selbstbewusster und stärker bei sich angekommen, weiterhin nicht auf den Mund gefallen und sagt, was ihr durch den Kopf geht. Aber auch innerhalb der Gruppe, zu der mit Amelie eine weitere tolle Frauenfigur hinzukommt, herrscht eine lebhafte, authentische Energie, die einen mit Leichtigkeit über die Seiten fliegen lässt und die Geschichte dynamisch am Laufen hält. Besonders die zusätzliche Kommunikationsebene der Mentalen brachte mich nicht nur einmal zum Schmunzeln. Vielleicht lag das aber auch einfach an der kecken Art von Amelie und der charmanten, neckisch-flirtenden Seite von Collin, die einem sehr schnell ans Herz wachsen. Flynn und Hope sind dieses Mal auch wieder dabei. Hope entpuppt sich als angenehmerer Zeitgenosse als in der Vorgeschichte, was eventuell darauf zurückzuführen ist, wie Phoebe sie inzwischen wahrnimmt. Flynn spielt immer noch die Rolle des Frauenhelden, macht auf mich aber einen zu unschuldig-reinen Eindruck, dessen wahrer Charakter im nächsten Band sicher noch freigelegt werden wird.
Vom Setting und vom Plot her würde ich leichte Abzüge geben (auch einige kleinere Rechtschreib- und Satzfehler haben dazu beigetragen). Nicht, weil mir etwas nicht gefallen hat, sondern weil ich denke, dass objektiv in Betracht gezogen werden sollte, dass die Story mit den Magiebegabten an einer magischen Schule oder Uni an sich nicht originell ist. Gerade auf den ersten Seiten hatte ich zum Teil ein "Harry Potter"-Feeling, da die Uni auch nach den Elementen in vier Häuser eingeteilt worden ist und es einen "Cup der Elemente" gibt, bei dem sich die verschiedenen Elementare im Wettkampf messen (erinnerte mich an den Feuerkelch). Einigen Lesern könnte auch die angedeutete Dreiecksbeziehung zwischen Phoebe, Collin und Flynn weniger gefallen. Ich persönlich habe damit kein Problem, auch wenn ich schon recht früh das Gefühl hatte, dass ich weiß auf welchen der beiden jungen Männer es letztendlich hinauslaufen wird. Trotzdem sorgen ihre brüderliche Rivalität und die noch unentdeckten Geheimnisse für Neugier und unterhaltenden Lesestoff. Generell bauen alle von mir bisher gelesenen Bücher von Rose Snow auf ähnlichen Elementen auf (rivalisierende Brüderfiguren, Gut-Böse, Magie, Gedanken-/Zukunft-/Wahrheitlesen oder andere mentale Kräfte etc.), die aber jedes Mal auf so unterschiedliche Weise miteinander verwoben werden dass  sich die Stories facettenreich unterscheiden und doch Elemente beinhalten, die man als Fan beim Lesen immer wieder gerne sieht. und genießt.
Ein wunderbares und ausschließlich hier enthaltendes Merkmal ist das Kartenspiel, das durch sein Eigenleben fast wie eine weitere Figur wirkt, bisher den Antagonisten verkörpert und der Geschichte einen düsteren mystischen Touch verleiht. Nicht nur das Spiel, sondern auch die Vergangenheit muss noch ergründet werden. Das Buch endet wie die Vorgeschichte mit einem packenden Höhepunkt und einem Cliffhanger, der es in sich hat. Werden die Charaktere weiterspielen? Ich hoffe es... 

Fazit


Rose Snow konnten mich in ihrer neuen Reihe 7 wieder einmal mit den Charakteren und den neuen magischen Ideen überzeugen und haben in mir schon den unheimlich großen Drang nach Mehr geweckt – sowohl was 7 als auch ihre Buchreihe 11 - Die Gezeichneten angeht. In wenigen Tagen erscheint das zweite Band des magischen Spiels und ich werde alles stehen und liegen lassen, um das Spiel wieder mitzuspielen! 
Die vorher genannten Anmerkungen eingeschlossen, gebe ich 4,5/5 Sternen und eine klare Leseempfehlung! PS: Eindeutig Team Collin!








Neuschnee [Rezension]

Neuschnee – Lucy Foley [Rezension]





★★★★☆
Rezensionsexemplar


Penguin Verlag
Originaltitel: The Hunting Party
Klappenbroschur, 432 Seiten
ISBN: 978-3-328-10492-6
€ 15,00 [D]


Zur Leseprobe geht es hier entlang. 


Inhalt

Eine Gruppe von Schul- und Collegefreunden und deren Partner finden sich alljährlich an Silvester zusammen, um gemeinsam in das neue Jahr hineinzufeiern und in den Erinnerungen vergangener Tage zu schwelgen.
Ein abgelegenes, modernes Cottage in der Wildnis der schottischen Highlands ist das neu auserkorene Winterdomizil. Entdeckungstouren durch die verschneite Landschaft, ein Dinner und ein Jagdabenteuer versprechen ein paar unvergessliche Tage. Unvergesslich wird dieser Trip tatsächlich, wenn auch anders als gedacht. Nachdem die Gruppe zugeschneit und so von der Außenwelt abgeschottet wird, kochen die Gemüter über und lang gehütete Geheimnisse decken ungeahnte Seiten auf. Das Gerücht von einem herumstreifenden Serienmörder geht herum – und kurz nach Neujahr, wird eine Leiche entdeckt.


Meine Meinung

Ein packender Psychothriller in den verschneiten Highlands, der allerlei private Geheimnisse bereithält und den Leser bis zum Schluss die langsam aber stetig aufkochende Stimmung mitverfolgen lässt. Wie stehen die Freunde zueinander? Welche Fixpunkte/Knotenpunkte/Schnittpuntke prägen ihre Beziehung zueinander? Wessen Leiche wurde gefunden? Gibt es einen Mörder und wenn ja, wer könnte ein Motiv gehabt haben?
Alle Fragen werden erst am Ende aufgelöst. Bis dahin kann der Leser im Agatha Christie-Stil selbst die potentiellen Verdächtigen kennenlernen und sich seine Meinung über die Situation bilden. Die wechselnden POVs geben Einblicke in die aktuelle Gemütsfassung von den Charakteren und wie sie über einander denken. Nicht selten ist die augenscheinliche Stimmung nämlich eins: aufgesetzt. Wichtige Anhaltspunkte finden sich in den Gedanken über längst vergangene Tage, die Wut, Trauer, Ängste, Sorgen, Wünsche und Begierden aufdecken und ein Geflecht über die ganze Gruppe ziehen, sie miteinander verbinden. Dabei scheinen sie sich manchmal kaum noch was zu sagen zu haben. Wirklich sympathisch ist keiner von ihnen. Mitfühlen kann man hin und wieder aber doch. Manche Umstände sind einfach tragisch, andere selbst verschuldet.

Die seltsam negative Stimmung, die stetig überspielt wird und das innergruppliche Drama zogen sich zwischenzeitlich etwas. Auch war es durch die Gruppendynamik schwer, einen sympathischen Ankerpunkt zu finden, um sich zu identifizieren. Doch ich habe den Thriller in kurzer Zeit verschlungen und den Auflösungen entgegengefiebert. Von mir gibt es zu „Neuschnee“ eine klare Leseempfehlung. Viele Vergleiche habe ich als sparodischer Krimileser nicht. Von mir gibt es 4/5 Sternen mit Potential nach oben.




Wie du mich siehst [Rezension]


Wie du mich siehst – Tahereh Mafi 



Inhalt


Eine Kleinstadt in den USA in den Jahren nach dem 11.September: Tahereh Mafi zeigt in ihrem Jugendroman auf berührende und emotionale Weise, wie Vorurteile, Wut, Angst aber auch Liebe eine junge amerikanische Muslima prägen und welche Erfahrungen sie in ihrer neuen Schule macht. Dort trifft sie auf Ocean, dessen Kontaktversuche anfangs bei ihr vehement auf Unverständnis stoßen. Shirin kann sich einfach nicht vorstellen, dass er sie wirklich kennenlernen will. Sie ist es so sehr gewohnt, abgelehnt und missverstanden zu werden, dass sie die Vorurteile anderer plötzlich auch auf ihr Umfeld projiziert. In „Wie du mich siehst“ geht es nicht nur um Shirins Auseinandersetzung mit den Menschen in ihrem Umfeld und deren Vorurteilen, sondern auch um Familie, Musikhören und Breakdance – Pfeiler in ihrem Leben, die ihr Kraft und einen Rückzugsort geben, um sich auszuleben. Der führende Leitfaden bleibt aber weiterhin Ocean, der ihr Weltbild zum Teil ins Wanken bringt, während ihre beiden Kulturen aufeinandertreffen und ihnen (sowie dem Leser) die Augen öffnen.


Meine Meinung [leichte Spoiler]


„Wie du mich siehst“ ist ein sehr authentisches und berührendes Jugendbuch mit Tiefe, das ein wichtiges Thema in den Vordergrund stellt, ohne damit Aufdringlich zu wirken. Es geht um Vorurteile und Fremdenfeindlichkeit im Leben der Schülerin Shirin, die in den USA geboren und iranischer Abstammung ist. Sie trägt aus eigener Überzeugung ein Kopftuch und verschließt sich immer stärker vor der Welt, weil sie schon unzählige Male mit Abneigung, Unverständnis und Gewalt gegenüber ihrer eigenen Person und Herkunft konfrontiert worden ist. Ocean dagegen ist – was Shirin nicht weiß – der Schulliebling. Cool, beliebt und Basketballspieler. Ihm sind solche Anfeindungen fremd und er kann sich in seiner Gutgläubigkeit kaum vorstellen, wie es Shirin wirklich ergehen muss. Während Shirin und Ocean sich annähern, zeigt sich, dass nicht nur das Bild der anderen Menschen von Vorurteilen geprägt ist, sondern auch ihr eigenes. Die Liebesgeschichte zwischen Ocean und ihr lässt beide Charaktere wachsen und weitsichtiger werden. Sie ist wie ein hauchzartes Band, das sich durch die Story zieht und den Protagonisten und dem Leser die Augen öffnet.

Man erkennt durch den PoV der Protagonistin, dass es ein sehr persönliches Buch für die Autorin ist, die ihre eigenen Erfahrungen aus der Teenagerzeit mit eingebracht hat. Tahereh Mafis Schreibstil kann mich jedenfalls wie eh und je einnehmen und überzeugen. Die Geschichte ist süß, traurig, voller Wut und Hoffnung. Man spürt regelrecht die Kraft der Emotionen, die in Shirin toben und die junge Frau wie in einem Strudel einnehmen.

Es ist keinesfalls eine belehrende oder allgemeingültige Geschichte, die Religion und Kultur erklärt oder sachlich thematisiert. Es geht vielmehr um ein persönliches Schicksal, um individuelle Erfahrungen, die genauso vielschichtig sind, wie es die Menschen sind. Es geht um Verständnis, Akzeptanz, Offenheit und die Erkenntnis, dass Menschen verschiedener Kulturen, Religionen und Herkunft, doch immer eines sind: Menschen, die sich annähern und miteinander sprechen müssen, um einander zu verstehen und sich wirklich zu „sehen“.


Fazit 


„Wie du mich siehst“ liest sich sehr einfach und schnell, hat aber eine prägende Wirkung, die zum Nachdenken anregt. Mir hat trotz allem irgendetwas Kleines an der Geschichte für volle 5 Sterne gefehlt (ich geeb 4,5/5 Sterne), abgesehen davon, habe ich es geliebt und kann es wärmstens weiterempfehlen. Lest diese Geschichte und lasst euch von Tahereh Mafis Worten mitreißen! Alle Fans von The Hate U Give und anderen süß-tiefgründigen Jugendromanen, wird dieses Buch begeistern können. Alter spielt hier keine Rolle mehr!



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