Ashes and Souls – Schwingen aus Rauch und Gold [Rezension]



Ashes and Souls (Band 1) – Ava Reed




★★★★★ (4,8/5)
[Rezensionsexemplar]


Loewe Verlag
384 Seiten, 15.3 x 21.5 cm
ISBN 978-3-7432-0251-1
Hardcover mit Schutzumschlag, Prägung und Leseband
ab 14 Jahren


Inhalt


Nach dem Tod ihrer Mutter begibt sich Mila auf die Suche nach der Wahrheit und reist dafür nach Prag, dem Ort ihrer Kindheit, an den sie keinerlei Erinnerungen mehr hat. Nur ein altes Polaroid ist ihr geblieben. Mila weiß nicht, warum ihre Mutter sie von dem Ort fernhalten wollte. Sie weiß mit Sicherheit nur eins: Sie kann „die Grauen“ sehen. So nennt sie diejenigen Menschen, deren Lebensenergie fast gänzlich verschwunden ist. Die bald sterben werden. Für Mila ist diese Fähigkeit ein Grauen, der sie in Einsamkeit versinken lässt und den sie unbedingt loswerden will.

In Prag trifft sie auf Tariel, der ein besonderes Interesse an ihr hat. Mila weiß nicht, dass er ein Ewiger ist, von den Menschen auch Engel genannt. Ihre Aufgabe ist es seit Anbeginn der Zeit, das Gleichgewicht der Welt zu erhalten. Licht und Dunkelheit. Leben und Tod. Schwarz und Weiß. Alles hat zwei Seiten und vor einigen Jahren ist der Äther der Welt von einem Fehler aus den Fugen gerissen worden. Ein Fehler, der bislang nicht gefunden werden konnte.


Meine Meinung (leichte Spoiler. Wer keine inhaltlichen Details will, kann direkt zum Fazit :)

Schon vor ihrem eigentlichen Beginn wird die Geschichte mit der Thematik von einem Existenz-übergreifenden Gleichgewicht und den gegenüberstehenden Kräften von Licht und Dunkelheit eingeleitet – und hatte mich damit direkt abgeholt.
Ava schreibt in diesem Buch anders als beispielsweise bei "Alles. Nichts. Und ganze viel Dazwischen" auf eine poetisch-verspieltere Weise, die den Schauplatz atmosphärisch auflädt und perfekt zu der Thematik und dem Genre Fantasy passt. 
Im Fortgang wechseln die PoV zwischen Mila und den beiden Ewigen Tariel und seinem Nemesis und einstigen Freund Asher. So folgt der Leser nicht nur der recht einsamen Mila durch die Straßen Prags, sondern erhält auch einen kleinen Einblick in das Reich der Ewigen und deren Mission. 

Mila ist eine etwas ruhigere, dennoch durchsetzungsfähige Protagonistin, die ihr Herz am rechten Fleck hat. Ich empfand es als angenehm, ihrem PoV zu folgen und ich finde ihre besondere Gabe unheimlich spannend. 
Mein Liebling war aber von Anfang an Tariel. Er ist gleichfalls eher introvertiert, verschlossen und SEHR pflichtbewusst. Genau das wird ihm zum Verhängnis. Vielleicht konnte ich mich deshalb so schnell mit ihm identifizieren. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass er für mich die interessanteste und vielschichtigste Figur aus A&S ist. Er ist einerseits sympathisch, freundlich, andererseits umgibt ihn durch seine Verschlossenheit auch eine unüberwindbare Aura. Er war für mich einfach "broken", ohne es zu merken. Dabei sehen es ihm alle anderen an. Er sieht seine Schwäche nicht als Schwäche, sondern fälschlicherweise als Stärke an. Das führt dazu, dass man wütend auf ihn ist, aber trotzdem Mitleid verspürt und ihm Erlösung und Einsicht sehnlichst herbeiwünscht. 
Damit weist Ava auch auf die Wichtigkeit hin, sich über seine Handlungmotive und Entscheidungen bewusst zu sein, dafür Verantwortung zu tragen und vor allem zu hinterfragen! Hinterfragen, was richtig und was falsch ist, was leicht und einfach, was moralisch vertretbar und was nicht.
Dann kommen wir noch zu Asher. Er stellt in gewisser Weise sowohl von Äußerlichkeiten als auch vom Charakter den Gegenpart zu Tariel dar, sodass auch hier dieses Gleichgewicht mit den Gegensatzpaaren aufgegriffen wird. Er ist elegant mit einer leichten Arroganz, selbstbewusst, mächtig und gehört zu der Seite, die ihre Macht aus der Dunkelheit zapft. Ich will nicht zu viel verraten, ihr könnt ihn euch ein bisschen wie eine Art Rhysand vorstellen. Mit Mila führt er jedenfalls von Anfang an rege Unterhaltungen und die Spannung zwischen ihm und Tariel, die aus persönlichen Motiven und einem Schicksalsschlag zu bestehen scheint, füttert die Dynamik unter den Charakteren um ein Weiteres.

Ich erkenne (wie einige Leser) auch, dass vor allem Mila noch etwas wenig Backstory hatte und ihre Beweggründe bis zum Schluss noch nicht konkret greifbar, eher erahnbar sind. Sie ist auch keine kickass Heldin, aber sie punktet mit freundlichem Charme, Intelligenz und Selbstbewusstsein! Für mich standen Tariel, Asher und die Bestimmung der Ewigen dennoch deutlich stärker im Fokus der Handlung, deshalb hatte Milas (im Vergleich dazu) seichterer PoV für mein Leseerlebnis keine große Auswirkung. Wer nur actionreiche, schnell voranschreitende Handlungen bevorzugt, wird sich mit A&S vermutlich schwerer tun. Es kommt also ganz darauf an, was für ein Leseerlebnis ihr sucht :)

Die drei Protagonisten werden durch befreundete Ewige ergänzt, die die Interaktion so wundervoll lebendig anheizen und mich nicht nur einmal zum Schmunzeln, Lachen und Mitfühlen gebracht haben. Es hat sich wirklich angefühlt, als ob man sie schon lange kennt. Von Ashers "Haustieren" Mim und Pan muss ich gar nicht erst anfangen, sonst komme ich aus dem Schwärmen nicht mehr hinaus!


Fazit


Mich hat Avas neues Buch von der ersten Seite an in den Bann gezogen und bis zum Ende nicht losgelassen. Der Schreibstil war poetisch wundervoll und die Dialoge lebendig, die Licht-Dunkelheit Thematik, die Ewigen und vor allem die Charaktere und Fellknäuel haben sich direkt in mein Herz geschlichen und die Seiten nur so dahinfliegen lassen. Es war ein etwas ruhigeres Buch, aber genau solche Geschichte lese ich unglaublich gerne. Für mich war der erste Band von Ashes & Souls im Gesamtpaket von Charakteren-Thematik und Schreibstil ein Buch, das mir mit Wärme, Freude und vielleicht auch ein bisschen seelenvoller Nachdenklichkeit beim Lesen Gesellschaft leistet hat und bei dem ich am liebsten direkt weitergelesen hätte. Einen minikleinen Abzug gibt es von mir nach etwas Abstand vom ersten Lesen nur, weil sich am Ende die zusammenführenden Handlungstränge etwas gerusht angefühlt haben und ich mir da doch ein wenig mehr Closure oder Einblick in die Köpfe von Mila und den anderen gewünscht hätte. Ich hatte gleichzeitig aber auch das Gefühl, dass einige Sachen noch für dem zweiten Band bewusst offen gehalten werden. Von daher bin ich sehr gespannt und freue mich jetzt schon auf den Fortgang und welchen Schicksalswendungen sich Mila, Tariel und Asher werden stellen müssen. Daher von mir 4,8/5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!





Copyright © 2016-2017 · Zeilen-Magie · Impressum|Datenschutz